Nachdem die sportliche Misere mit der Niederlage im Heimspiel gegen Freiburg Ihren bisherigen Höhepunkt erreicht hatte, kam es noch am Sonntag zur Entlassung von Huub Stevens und Markus Gisdol. Eine Entwicklung, die wohl kaum zu vermeiden war. Ich habe im Beitrag von Sonntag das Thema kurz angesprochen. Weitere Informationen, auch wenn viele Phrasen dabei sein, liefert die offizielle Pressekonferenz des Vereins: Vorstellung Jens Keller
So schlimm es auch klingen mag, die sportliche Entwicklung lässt mich aber dann doch fast kalt. Vor allem im Vergleich zu den fanpolitischen Entwicklungen, die sich während des Heimspiels gegen Freiburg im Stadion ereignet haben.
Es begann eigentlich alles mit einer Info der Ultras GE, dass sie wie schon beim Spiel gegen Gladbach 90 Minuten auf den orgnisierten Support verzichten würden.
Gerade vor dem Hintergrund der Vorkommnisse vor dem Spiel gegen Gladbach und dem am Mittwoch verabschiedeten Sicherheitskonzept, eine Entscheidung, die ich durchaus nachvollziehen kann. Mit dieser Entscheidung lieferte die UGE allerdings die erste Vorlage für Ihre Kritiker.
Für viele Arenabesucher haben die Ultras halt einfach die Pflicht, Stimmung zu machen. Ohne Wenn und Aber.*
In den ersten Minuten des Spiels kam dann tatsächlich auch ohne den organisierten Support so etwas wie Stimmung auf. Mit Sicherheit eine Art Trotzreaktion, begünstigt durch die gute Anfangsphase der Schalker Mannschaft. Nach den obligatorischen 12 Minuten war der Stimmungskern aus N3/N4 dann doch zu hören, als nämlich „Peters Raus“ Rufe angestimmt wurden. Die Rufe waren deutlich zu vernehmen und ernteten allerdings auch ein deutliches Echo von anderen Besuchern, die mit „Ultras Raus“ antworteten. Damit war der Fahrplan für das Szenario für den weiteren Abend eigentlich klar.
Inhaltlich ist die Kritik an Peter Peters richtig. Da gibt es für mich nicht erst seit dem Sicherheitskonzept keinen Zweifel. Problematisch ist mit Sicherheit der Zeitpunkt, wann diese Kritik geäußert wurde. Allerdings, und das ist für mich der entscheidende Punkt, kann man es niemandem verbieten, Kritik zu äußern. Zu keinem Zeitpunkt.
Die „Peters Raus“ Rufe waren noch einige Male zu vernehmen, ebenso wie verhöhnendes Geklatsche in Richtung Gegengerade, als dort die ersten Zuschauer bereits in der 55. Minute Ihre Plätze verließen. Freiburg hatte zu diesem Zeitpukt gerade das 1:3 gemacht.
Was folgte waren wütende Pfiffe gegen die Ultras, Handgemenge an unterschiedlichen Orten zwischen Schalkern, Hundertschaften in Blöcken, Verhaftungen.
Selten waren die Fronten so verhärtet, selten gibt es so wenig mögliche Auswege aus dieser Situation.
Die Schalker Fanszene ist gespalten. Schwierig ist vor allem, die unterschiedlichen Parteien und Ihre eigentlichen Ziele klar zu definieren. Genau deswegen ist die Forderung nach Austausch und Klärung der Punkte zwar wichtig, aber doch schwierig umzusetzen.
Im Moment werden viele Themen unkontrolliert vermischt. Pyro, Sicherheitskonzept, fehlende Stimmung, alte Probleme und „Feindschaften“. Hinzu kommt, dass auf Schalke viel vom sportlichen Erfolg abhängt. Ein Großteil der Arena-Zuschauer braucht bei schlechten sportlichen Ergebnissen einen Sündenbock. Aktuell waren es mal nicht Mannschaft und Trainer, sondern die Ultras, die die Mannschaft nicht anfeuern.
Heute steht das Spiel im DFB-Pokal gegen Mainz an. Der sportliche Ausgang ist ebenso wichtig, wie das Miteinander auf den Rängen. Eine Niederlage auf dem Platz wäre sportlich fatal. Eine weiteres Aufreißen von Gräben unter den Fans und Gruppierungen ebenso. Spannend wird es. So oder so.
*Einen interessanten Beitrag der Mainzer Ultra-Gruppe zu diesem Thema gibt es hier: Offener Brief an Harald Strutz
Ganz, ganz schlimm, was hier passiert. Die Haupteigenschaften des Schalker Anhangs sind leider Intoleranz, Besserwisserei, Aggressivität gegen die eigenen Leute (siehe auch die Sündenbockproblematik) und schlicht vielfach Ahnungslosigkeit und Dummheit. Ein Stadionbesuch sorgt zur Zeit lediglich für eines: Für einen versauten Abend. Und da bin ich ganz deiner Meinung, dass dieses auch in meinen Augen erheblich schwerer wiegt als die sportliche Lage. Die lässt sich mit einem kleinen Lauf wieder gerade biegen. Was auf den Rängen passiert, lässt sich nicht so schnell gerade biegen. Wer ist Schuld? Vermutlich alle ein Stück weit. Die Erkenntnis wird nicht einsetzen, das eigene Verhalten wird nicht reflektiert werden. Siehe als ein Beispiel HUGOS, die in ihren Erklärungsversuchen ihre Pyroshow noch immer als Teil ihres Fandaseins ansehen, was ihr gutes Recht ist, dabei aber völlig übersehen, dass man in der derzeitigen Situation mit dem eigenen Verhalten weitere riesige Gräben aufreisst. Aber ich befürchte, dass das vielen Gruppen, Untergruppen, Fanclubs, sonstigen Zuschauern mittlerweile völlig am Arsch vorbei geht. Von wegen „Nordkurve“, „Eine Kurve“, „Schalker Familie“ blablabla….. Bei soviel Borniertheit, Unverständnis für andere Positionen, offenbarer Unfähigkeit zum Austausch auf allen beteiligten Seiten kommt dann eine Gesamtstimmung wie Samstag und die Wochen zuvor auf. Alle Protagonisten ermüden mich mittlerweile gleicher maßen……
Es geht bei den Ultras bwz. bei den aktuellen Kritikern um viel mehr. Jetzt werden Rechnungen beglichen, die sich schon seit diversen Jahren aufgebaut haben. Wenn man sieht, wie einige Schalker das auch noch im Social Media-Bereich oder in der Kurve / Tribüne anfeuern, dann lässt das vermuten, dass das wohl noch lange nicht das Ende war / ist. Den sportlichen Bereich sehe ich da eher außen vor, wobei das sicherlich nicht für jeden zutreffen mag und es z. Zt. auch sicherlich den einen o. anderen geben wird, der die Ultras deswegen kritisiert. Der normale Fan weiß eben nicht worum es geht, wenn von einer Ablehnung der Sicherheitspapiers gesprochen wird. Ich habe das gestern bei einem Arbeitskollegen mitbekommen, der sich gegen „intensivere Kontrollen nicht wehren würde“ und am Ende gar nicht weiß, worum es überhaupt geht. Und so lange die Ultras immer davon ausgehen, dass jeder ihre Dinge mitträgt -bzw. bei allen davon ausgeht, dass sie darüber bis ins Detail informiert sind, dazu noch teilweise eher unglücklich agieren, dann müssen sie auch mit Kritik rechnen. Das ist legitim, wenn sie denn ordentlich vorgetragen wird.
„Ultras raus“ gehört für mich übrigens nicht dazu…