Nach der Niederlage im „Finale dahoam“ dauerte es keine 24 Stunden und die Bayern gehen wieder zum Angriff über. Zumindest der gute Uli Hoeness. Geplagt vom Schmerz der titellosen Zeit geht es nun darum, ans berühmte Festgeldkonto zu gehen und die Mannschaft zu verstärken. In den Medien wird über eine Summe von knapp 60 Millionen Euro spekuliert, die die Bayern ausgeben möchten.
Nicht falsch verstehen, die Reaktion der Bayern ist verständlich und in meinen Augen auch nicht falsch. Eine gute Mannschaft war eben in den letzten beiden Spielzeiten nicht gut genug und bei den (berechtigten) Erwartungen an die Mannschaft sind Verstärkungen notwendig. Wohl dem, der dies vom so oft gepriesenen Festgeldkonto bezahlen kann.
Was hat dies mit dem FC Schalke 04 zu tun? Nun ja, nicht erst seit gestern wird der Name Bendikt Höwedes mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht. Gab es diese Gerüchte im Laufe der vergangenen Saison schon einmal, werden diese aktuell wieder konkreter. So berichtet die Recklinghäuser Zeitung, dass der Schalker Kapitän nun sehr deutlich im Fokus der Münchener steht. Der Artikel vermeldet gleichzeitig, dass ein Wechsel von Höwedes mit einem Wiedersehen eines alten Bekannten in Zusammenhang stehen könnte. Rafinha, seines Zeichens Rechtsverteidiger und Bayern-Bankdrücker, könnte ein Trumpf der Bayern sein.
Unabhängig von der Höhe der Ablösesumme oder einer Verrechnung mit einem anderen Spieler, lohnt sich der Blick auf die beiden Akteure.
Wenn man die Twitter-Reaktionen auf die Meldungen ansieht, ist in den vergangenen 12 Monaten etwas passiert, was niemand für möglich gehalten hätte. Aufgrund der starken Leistungen von Matip und Papadopoulos wird ein möglicher Verlust von Benedikt Höewedes als sportlich verschmerzbar angesehen. Der Schalker Kapitän hat eine von Verletzungen durchzogene Saison hinter sich. Seine angestammte Position als Innenverteidiger ist er auch los und fand sich auf der rechten defensiven Seite wieder. Teilweise der Verletzung geschuldet, teilweise aber auch der fehlenden Konstanz der anderen Kandidaten für die rechte Seite.
Rafinha, als gelernter rechter Verteidiger mit einem Drang nach vorne, könnte diese Schwachstelle im Schalker Spiel beheben. Allerdings unter der Voraussetzung, dass er wieder an seine alten Leistungen im Schalker Trikot anknüpfen kann. Seinen Leistungen im roten Trikot waren jedenfalls alles andere als berühmt.
Es stellt sich die Frage, inwieweit Schalke 04 wirklich auf Benedikt Höwedes verzichten kann. Zweifelsfrei haben Matip und Papdopoulos eine gute Saison gespielt und scheinen als Duo in der Innenverteidigung gesetzt. Dazu kommt Metzelder als Backup sowie das Talent Sead Kolasinac aus der Schalker A-Jugend. Kolasinac, den Huub Stevens sehr schätzt, könnte ebenfalls eine große Bereicherung auf der Position werden.
Damit hätte der S04 vier Innenverteidiger und Höwedes würde wohl weiterhin nur die Position des RV bleiben.
Ist er hier die beste Wahl? Aus dem aktuellen Kader wohl ja, perfekt ist die Lösung aber nicht.
Ist er auf dieser Position glücklich? Wohl auch nicht.
Sportlich könnte dieses Planspiel für den S04 und den FC Bayern also durchaus Sinn ergeben. Das ist schon einmal eine gute Voraussetzung für solch einen Wechsel. Schwierig ist für mich allerdings die persönliche / emotionale Komponente. Der S04 würde im zweiten Jahr hintereinander den Kapitän verlieren: durch einen Wechsel zum FC Bayern. Im zweiten Jahr hintereinander eine Führungspersönlichkeit, deren interner Wert für die Mannschaft von außen kaum abzuschätzen ist. Eine schwierige Situation, bei der es für mich keine wirklich klare Meinung.
Was bleibt ist das Thema Ablösesumme und finanzielle Konsolidierung. Ein weitere große Überweisung aus dem Süden würde gut in die Schalker Planspiele passen. Insbesondere, wenn gleichzeitig die einzige große Baustelle in der Defensive geschlossen werden könnte.
Genau aus diesem Grunde denke ich, dass sich der Verein ausgiebig mit dieser Option beschäftigen wird, wenn sie denn eine realisitische ist.
Bendikt Höwedes selbst verneint erst einmal jegliche Wechselabsichten. Warum sollte er auch aktuell ein Faß aufmachen. Die EM steht vor der Tür. Danach werden wir weitersehen.
Zu Rafinha: Ich fand ihn auch bei Bayern nicht unterirdisch. Ich würde mal behaupten, dass Rafinha mit einem weniger egoistischen Partner auf den Flügeln deutlich besser ausgesehen hätte.
Und um dem Vorzugreifen: Ein Defensivwunder war und ist Rafinha nicht. Er hatte auch damals schon seine Schwächen in der Defensive.
Zu Höwedes: Ja, er ist verzichtbar auf Schalke. Und ich bin mir auch sehr sicher, dass er in dieser Pause wechselt. Warum? Hans Sarpei!
Der hat nämlich während des Live Streams des Spiels gegen den TuS Haltern etwas gesagt, das ganz klar Richtung Abschied geht. Es ging um Jones und wie er sich als Kapitän macht. Sarpei sagte so etwas wie: „Da kann er ja schon für die kommende Saison üben, weil die Stelle des Kapitäns wohl frei wird.“ Dann war Ruhe, weil er wusste, dass er zu viel verraten hat.
Ich will auf diese Aussage nicht allzu viel geben. Fakt ist: Bayern will, Höwedes wäre sicher nicht abgeneigt, Schalke muss und Schalke kann.
Wow, die Aussage von hans Sarpei kannte ich noch gar nicht. Klingt arg verdächtig. Aber dann ist es halt so.
Ich habe Rafinha defensiv recht gut in Erinnerung, perfekt wiederum nicht. Mir würde er aber besser gefallen als Uchida oder Höger.
Die Recklinghäuser Zeitung und die Ruhr Nachrichten gehören zusammen und beide Texte stammen von Frank Leszinski. Es handelt sich also um eine einzige Nachricht, und eben nicht um eine von sonst irgendjemandem bestätigte.
Sollte was dran sein:
Ich halte Höwedes für wichtig, ein starker und vielseitiger Spieler, der Schalke wirklich fehlen würde. Allerdings hast Du natürlich recht, was die „erste Elf“ angeht. Mit Matip und Papadopoulos ist die IV ordentlich besetzt, Rafinha wäre für RV eine (wie ich finde fast bestmögliche) Lösung.
Ma’abwarten.
Danke für den Hinweis. War mir gar nicht bewusst, dass beide Zeitungen aus einem Hause kommen. Ich habe es im text mal angepasst.
Höwedes auch zu den Bayern, erster Moment – Schock! Nicht noch einer. Zweiter Augenblick an die gute Kombination mit Farfan gedacht. Hinten vielleicht nicht immer sicher, aber im Spiel nach vorne ein gutes Gespann. So, why Not?