Der Tag gestern sollte eigentlich unter einem sportlichen Stern stehen. Stand er auch und der Bericht zum Sieg in Mainz kommt morgen. Kurz vor dem Anpfiff der Partie des S04 gab es aber noch einmal Bewegung in der Sache Schalke gegen Innenminister Jäger.
Zu diesem Zeitpunkt veröffentliche der S04 eine Meldung auf seiner Homepage, die mich verzweifeln ließ. Allein die Überschrift verhieß schon nichts Gutes:
Weg frei für vertrauensvolle Kooperation zwischen Polizei und Schalke 04
Der Inhalt des Artikels wurde nicht besser.
Zitat 1:
Mit einer gemeinsamen Erklärung haben NRW- Innenminister Ralf Jäger und Schalke-Geschäftsführer Peter Peters den Weg zurück zu einer vertrauensvollen Kooperation zwischen der nordrhein-westfälischen Polizei und Schalke 04 geebnet.
Zitat 2:
Der FC Schalke räumte ein, dass die öffentlich geäußerte Kritik am Polizeieinsatz beim Championsleaguespiel gegen Saloniki in Wortwahl und Tenor zu scharf war. Um zu einer vertrauensvollen Partnerschaft zurückzukommen, vereinbarten die Gesprächspartner, dass Kritik und unterschiedliche Bewertungen von Sicherheitsfragen bei Fußballspielen zukünftig unmittelbar zwischen dem Verein und der Polizei erörtert werden.
Dreimal musste ich den Text lesen, um zu begreifen, dass die ganze Causa „Polizeieinsatz Nordkurve“ plötzliche eine Wendung und ein politisches Ende genommen hat.
Trotz der unsäglichen Provokationen von Innenminister Jäger und Polizeigewerkschafter Wendt hat sich der S04 in Person von Peter Peters entschlossen einzuknicken. Der S04, der sich nach dem Polizeieinsatz in der Nordkurve beim Spiel gegen Saloniki noch hinter seine Fans stellte und die Einsatzkräfte kritisierte.
Der S04 hat sich für seine Kritik entschuldigt und freut sich, dass die Polizei weiterhin für Sicherheit in der Arena sorgen wird. Und mir wird gerade schlecht.
Damit wird diese Debatte um den eigentlichen Polizeieinsatz ab sofort wohl auch nicht mehr in der Öffentlichkeit geführt werden. Der Einsatz, der nach wie vor falsch, überzogen und menschengefährdend war, wird keine Konsequenzen für Einsatzleiter und Einsatzkräfte haben. Einzig werden wohl die Fans Konsequenzen spüren. So geht also Politik auf höchstem Niveau, wenn man Fehler ausbügeln muss. Fans werden kriminalisiert, damit eigene Fehler nicht verfolgt werden müssen.
Herr Jäger, herzlichen Glückwunsch! Mit dem an den Tag gelegten Populismus auch noch ans Ziel zu kommen, das muss man Ihnen erst einmal nachmachen. Kritik an den staatlichen Institutionen scheint aus Ihrer Sicht immer unberechtigt zu sein. Daher ist sie dann auch schlicht und ergreifend nicht zu äußern. Ein traumhaftes Verständnis von Demokratie ist das.
Herr Peters, auch Ihnen gratuliere ich. Das Innenministerium mag den FC Schalke 04 wieder. Diese Entwicklung ist aber auch ein Schlag ins Gesicht. Ein Schlag ins Gesicht derer, die sich in den vergangenen Wochen gegen das populistische Verhalten der Herren Jäger und Wendt zur Wehr gesetzt haben. Ein Schlag ins Gesicht für all die Personen, die bei dem völlig unverhältnismäßigen Polizeieinsatz verletzt wurden.
Mit diesem Schulterschluss, Herr Peters, haben Sie öffentlichkeitswirksam klar gemacht, dass Ihnen der politische Druck dann doch zu groß wurde. Auf Kosten aller anderen involvierten Personen. Damit haben Sie in die Kriminalisierung der Fans eingestimmt. Warum auch immer.
Ich habe keine Ahnung, warum der S04 die Rolle rückwärts gemacht hat bzw. machen musste. Aber all das stinkt zum Himmel. Mag dieses Thema nun politisch und medial zu Ende sein, fanpolitisch ist es das noch lange nicht. Und hier ist nun nicht mehr die Politik alleinige Zielscheibe. Herr Peters, dafür haben Sie sich ebenfalls qualifiziert.
Tja, da hat Herr Jäger mit seiner Erpressung ja sein Ziel erreicht. Viel zu einfach und viel, viel zu schnell! Man hätte es einfach mal darauf ankommen lassen sollen. Dann hätten wir Fans den Herren mal zeigen können, dass es auch ohne sie geht. Im Zweifel sogar besser!
Kann echt gar nicht so viel Essen, wie ich kotzen möchte!