Gerade einmal zwei Spieltage ist die Rückrunde alt und auf Schalke brennt wieder der Baum. Schalke holt gegen Augsburg nur einen Punkt und stolpert bereits am Anfang der Aufholjagd zu den Champions League Plätzen. Wohlgemerkt, ein Ziel, welches Vorstand und Mannschaft gleichermaßen vor Beginn der Rückrunde ausgegeben haben.
Die nüchterne Realität hat Schalke schnell wieder eingeholt. Torsten Wieland stellt den Schalkern ein Armutszeugnis aus, Spielverlagerung sieht ein Schalker Offensivspiel, welches „teilweise zu unstrukturiert, zu langsam und nicht kollektiv genug war, um wirklich Gefahr zu erzeugen.“
Ich möchte diesen Aussagen zu der Schalker Leistung eigentlich nicht mehr viel hinzufügen. Allerdings muss man schlicht und ergreifend festhalten, dass für eine Mannschaft mit dem Anspruch ein Sieg beim Abstiegskandidaten Augsburg Pflicht sein muss. Da gibt es für mich kaum Diskussionsspielraum. Allerdings stellt sich vielmehr die Frage, ob der Anspruch überhaupt ansatzweise die Realität widerspiegelt?
Ist Schalke in dieser Saison ein Kandidat für die Champions League?
Ohne Zweifel hat Schalke nominell das Potential unter die ersten Drei der Tabelle zu kommen. An manchen Tagen spielt Schalke offensiv wie entfesselt und hat die Chance jede Mannschaft zu schlagen. Doch man muss einfach offen zugeben, dass dem S04 die Konstanz fehlt, die guten Leistungen abzurufen. Hinzu kommt, dass es schon lange her ist, dass alle Mannschaftsteile in einem Spiel zusammen funktioniert haben.
Und genau diese fehlende Konstanz, vor allem im Vergleich zu den Konkurrenten um die Champions League Plätze, sorgt dafür, dass der S04 in dieser Saison eben kein Kandidat für die Qualifikation der Champions League ist.
Hier sein angefügt, dass der S04 aber trotzdem auch kein Abstiegskandidat ist. Hier kommt mir in der letzten Zeit zu viel „Schwarz/Weiß-Denken“.
Der Verein, Vorstand und Mannschaft, hätte in der Winterpause gut daran getan, die Saisonziele zu korrigieren. Es war abzusehen, dass der Druck bei einem ersten kleinen Misserfolg größer werden würde. Aber der Sinn für die Realität ist auf Schalke ja schon etwas länger abhanden gekommen. Stattdessen ist nun ein junger Trainer in der Verantwortung, dessen Engagement eigentlich schon zum Scheitern verurteilt ist. Sein Gastspiel wird daher genau ein halbes Jahr andauern. Und danach geht er wieder los. Der so oft ausgelobte Neuanfang ohne Geduld mit sofortigem Erfolgsdruck.
Schalke ist in der Zwickmühle. Die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb ist überlebensnotwendig. Und aufgrund genau dieser Situation steht sich der Verein selbst im Weg. Eine Qualifikation für die Champions League wird nicht realistischer, wenn man das Ziel nur oft genug formuliert. Dem Verein fehlt der lange Atem, mittelfristig die existierenden Baustellen in der Mannschaft zu beheben. Konzeptionell und finanziell.
Anspruch und Wirklichkeit das ist es in der Tat.
Was für einen. Anspruch kann / darf man formulieren wenn wie Samstag
der einzige Nicht – Nationalspieler im Tor steht?
7 aktuelle Nationalspieler und 3 fast Nationalspieler bildeten den Rest.
Welchen Anspruch kann man da haben?
Oder ist es doch das schwächste Glied im Gesamtbild – der Trainer ?
Tatsache ist, ich suche noch die Verbesserungen die im Wintertrainingslager
erarbeitet wurden. Gegen den Ball mag das Spiel besser geworden sein,
aber mit Ballbesitz sieht es ein wenig nach Zufall oder genauer konzeptlos aus.
Bei einer Schalker Balleroberung stehen oft 3 Knappen auf engstem Raum
und wissen dann nicht wie sie Ball und Spiel schnell und vor allem sicher
nach vorne treiben sollen. Noch ist nichts verloren aber Platz 4 wird dem
Team noch viel Kraft und und Nerven kosten.
Aaaah, da war es wieder das Unwort – NEUANFANG!
Wie viele Neuanfänge hatten wir eigentlich in den letzten Jahren? Ich habe aufgehört zu zählen.
OK, dann hätten Mannschaft und Management also gesagt: „Wisst ihr was? Für die Champions-League reicht es in diesem Jahr nicht. Wir kalkulieren jetzt offiziell einen Platz im Mittelfeld ein und wenn alles wirklich optimal läuft, schummeln wir uns noch in die Europa-League. Aber fest rechnen sollte man damit nicht.“ Dann wären jetzt alle glücklich und zufrieden? Das glaubst du doch selbst nicht.
Eine Krise heißt Krise weil es kriselt. Mit Worten gegen eine sportliche Krise vorzugehen ist sinnlos. Wir sollten jetzt nicht den Fehler machen, die Worte für die Krise verantwortlich zu machen. Und vor allem sollten wir nicht die Worte des Managements benutzen, um unseren Verein wie eine Sau durch’s Dorf zu treiben. Denn damit verderben wir uns auch noch den allerletzten Rest von guter Stimmung. Ich weiß nicht wie es dir geht, aber große Lust auf möglichst kreative Darstellungen, wie Scheiße doch alles ist, habe ich nicht mehr. Oder – um das Hauptproblem zu benennen: Wir fordern vom Management, dass es endlich die Krise benennt. Gleichzeitig tun wir aber so, als müsse Schalke auf Augenhöhe mit den nicht kriselnden Dortmundern und Leverkusenern agieren. Wenn jemand also erstmal die Krise annehmen sollte, dann sind es wir Fans. Dazu gehört auch, mögliche Siege nicht im Vorfeld als „Pflichtsiege“ kleinzureden. Das gilt auch für das kommende Spiel gegen Fürth.
Ich spreche nicht von Schönrederei. Aber mit permanentem Schlechtreden werden wir uns auch nicht aus dem Stimmungsloch ziehen. Ein bisschen mehr gesunde Demut stünde uns allen ganz gut zu Gesicht. Wenn das Management dies nicht schafft, dann sollten wird Fans die Größe zeigen und uns nicht wie die Geier auf jede Äußerung werfen.