Es war gestern Nachmittag nun wahrlich keine Überraschung mehr, als die Ausleihe von Schalkes Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos zu Bayer Leverkusen von offizieller Seite bestätigt wurde. Zu offen und zu deutlich wurde in den Tagen zuvor der „Transfer“ über die unterschiedlichsten Medien kolportiert. Trotzdem war das Echo in den sozialen Netzwerken mehrheitlich schockiert und ungläubig.
Aber bleiben wir mal bei den Fakten:
Der S04 verleiht einen Spieler, der verletzungsbedingt in den vergangenen beiden Spielzeiten nur 19 Einsätze in der Liga hatte. Davon fielen auf die vergangene Saison vier Kurzeinsätze und einen Start von Beginn an.
Es war, gerade im Spiel gegen die Bayern offensichtlich, dass Kyriakos Papadopoulos noch weit, sehr weit, von seiner Bestform entfernt war und ihm vor allem Spielpraxis fehlt. Sehr viel Spielpraxis.
Anscheinend ist man beim S04 nun zu der Erkenntnis gekommen, dass Papadopoulos auch zu Beginn dieser Saison noch zu viel Rückstand hat und er auf Schalke auch keine Spielpraxis sammeln würde, da zu viele Innenverteidiger in der potentiellen Rangordnung vor ihm stehen.
Die Konsequenz daraus ist eigentlich rational richtig und konsequent: Ausleihe ohne Kaufoption.
Aber: Auf Schalke bzw. im Schalker Umfeld ist man selten rein rational. Immerhin geht es hier um einen Spieler, der nach dem Weggang von Manuel Neuer den emotional mitreißenden Spielertypen verkörpert, der auf Schalke vergöttert wird. Kyriakos Papadopoulos war nicht irgendein Spieler. Er war der Publikumsliebling, dessen Rückkehr im Spiel gegen Freiburg mehr gefeiert wurde, als der Sieg in diesem Spiel. In unserer, und ich schließe mich hier bewusst ein, Wahrnehmung ist Kyriakos Papadopoulos noch der unbesiegbare Abwehrrecke, der er vor seinen Verletzungen war. Ein Hüne, der nur mit seinem Blick ganze Sturmreihen vertrieben hat. Geschrien haben wir, als im Raum stand, dass er für 20 Millionen verkauft werden könnte. Unser Held, unser Papa. Nein, niemals.
Nur, diese Wahrnehmung hat leider aktuell nichts mehr mit der Realität der vergangenen und der bevorstehenden Saison zu tun. Unser Held wirkte gehemmt, eingerostet und weit entfernt von seiner Bestform. Verschreckt hat er niemanden mehr.
Folglich hätte Papadopoulos in der aktuellen Situation voraussichtlich nicht viel Spielzeit beim S04 bekommen. Denn der S04 hatte während der Verletzungszeit von Papadopoulos keinen Notstand auf der Innenverteidigerposition. Er müsste sich aktuell wohl mit Santana um den Rang des vierten Innenverteidigers streiten. Matip, Höwedes und Ayhan sehe ich im Moment stärker an und Jan Kirchhoff habe ich hier noch nicht einmal miteinbezogen. Ebenso wenig den nachrückenden Marvin Friedrich.
Mir tut es in der Seele weh, Papa für einen anderen Verein spielen zu sehen. Aber sowohl für den Verein als auch für den Spieler ist dieser Weg in Ordnung.
Nun kommt aber das Unverständliche an der gesamten Situation:
Kyriakos Papadopoulos wird an Bayer Leverkusen verliehen. An einen Verein, der neben Wolfsburg wohl der ärgste Konkurrent auf Platz 3 in der kommenden Spielzeit sein wird. Ich muss zugeben, dieser Ausleihpartner wundert mich schon sehr. Ich hätte verstanden, wenn Papadopoulos zu einem Aufsteiger, einem Verein aus dem Mittelfeld oder gar ins Ausland verliehen worden wäre. Aber zu einem direkten Konkurrenten?
Für mich lässt dieses Ausleihgeschäft eigentlich nur einen Schluss zu: Jens Keller und Horst Heldt haben auf Basis des Trainingslagers entschieden, dass es aufgrund der fehlenden Spielpraxis und der starken Konkurrenz in dieser Saison keine Perspektive für Kyriakos Papadopoulos geben wird. Seine Leistungsfähigkeit würde für die Ambitionen des S04 nicht ausreichen und dementsprechend ist eine Ausleihe an Leverkusen auch ein einfach zu kalkulierendes Risiko. Hinzu kommt, dass Papadopoulos von der Gehaltsliste verschwindet und ggf. sogar noch eine Leihgebühr eingenommen werden kann. Gleichzeitig kann man nach außen das Gesicht wahren und verkünden, man habe dem Wunsch des Spielers entsprochen.
Es klingt demnach alles einfach und nett für alle Seiten. Mich lässt aber hier das Gefühl nicht los, dass hinter diesem Ausleihgeschäft etwas mehr steckt.
Ich lehne mich hier mal aus dem Fenster: Medizinisch ist Papadopoulos fit und Leverkusen wird auf einen ausgiebigen Medizincheck bestanden haben. Schalke aber baut nicht mehr auf Kyriakos Papadopoulos. Sollte er in Leverkusen zu alter Form finden und nach der Saison zum S04 zurückkehren (müssen), wird er trotzdem kein Spiel mehr im königsblauen Trikot machen. Der S04 wird dann versuchen, den Spieler zu verkaufen. Aufgrund der vielen und vor allem jungen Innenverteidiger ist Kyriakos Papadopoulos der Innenverteidiger zu viel und das Risiko wie oben schon geschrieben kalkulierbar. Spielt er stark, wird er gewinnbringend verkauft. Fasst er keinen Fuß, hat man zumindest für ein Jahr das Gehalt gespart. Brutales Geschäft.
Was mir bleibt, ist den Hut vor Kyriakos Papadopoulos zu ziehen. Vor einem Spieler, der auf dem Platz alles für den S04 gegeben hat und einer der wenigen, dessen Trikot ich tragen würde.
Mach´s gut Papa und viel Erfolg in Leverkusen. Sie werden Dich lieben und wir Dich vermissen!
In Summe teile ich Deine Einschätzung, wobei ich Deine These aus dem letzten Absatz so noch nicht unterschreiben wollen würde. Zumindest nicht komplett.
Ich denke, wenn er einschlägt, wird er danach gewinnbringend verkauft, denn wir haben in der Offensive, insbesondere der Position des MS, falls KJH nicht verlängert, größere Baustellen. Wo uns ein größeres Transferbudget und ein wenig mehr Spielraum auf der Gehaltsliste sehr gut tun würden. Und wir haben gute bis sehr gute Alternativen auf der IV-Position.
Schlägt er nicht ein, wird es schwer werden, jemanden zu finden, der die entsprechende Ablöse auf den Tisch zu legen und das sicherlich mittlerweile nicht mehr ganz so kleine Gehalt zu zahlen bereits ist.
Mal abwarten.