Erst die Pokalpleite in Dresden und nun eine unnötige Niederlage zum Bundesligastart in Hannover. Schalke vergeigt also den Saisonstart und lässt mich völlig konsterniert zurück.
Konsterniert, weil ich ein größeres Problem sehe, als eine mögliche Fehlbesetzung des Trainerstuhls. Diese ist aus meiner Sicht unangebracht und bringt aktuell niemanden weiter. Vielmehr liegt das Problem aus meiner Sicht an einer fehlenden Struktur innerhalb der Mannschaft. Die Spieler, die vom Ruf und vom Potential her Führungsspieler sein müssten, sind es eben nicht. Weder ein Klaas Jan Huntelaar, ein Benedikt Höwedes oder gar ein Kevin Prince Boateng sind in der Lage, diese Mannschaft in kritischen Situation zu führen. Es kommt mir häufig so vor, als würde sich die Mannschaft in kritischen Situationen verzweifelt nach jemandem umschauen, der die Richtung vorgibt. Aber irgendwie gibt es da keinen.
Das ist das Hauptproblem, welches in der Hinrunde der letzten Saison schon häufiger deutlich wurde. Aufgrund der glänzenden Rückrunde wurde das Problem kaschiert, tauchte nun aber in den ersten beiden Spielen der neuen Spielzeit erneut auf. Gegenseitige öffentliche Schuldzuweisungen, wer wen hätte foulen müssen, zeugen auch eher von Schwäche als von Führungsstärke. Schalke krankt an fehlenden Persönlichkeiten, die mit Ihrer Präsenz eine Stütze für die Mannschaft sind und keine Belastung.
Die Trainer-Diskussion, die nun in der Öffentlichkeit geführt wird, geht daher in meinen Augen in die falsche Richtung. Jens Keller traf bei der Niederlage in Hannover keine Schuld. Santana hat Jens Keller auf der Bank gelassen, die Aufstellung war aus meiner Sicht die vollkommen richte. Die Mannschaft war taktisch vernünftig eingestellt und hatte Hannover bis zum ersten Gegentor gut im Griff. Und das obwohl Schalke wahrlich nicht perfekt spielte und es zugegebenermaßen insbesondere in Offensive einige Abstimmungsprobleme gab, die aber der mangelnden Abgestimmtheit von Huntelaar, Choupo-Moting und Sam geschuldet sind. Es war folgerichtig auch ein besseres Spiel als in Dresden. Bis eben zur 67. Minute und dem Flügellauf von Bittencourt. Danach fällt die Mannschaft in sich zusammen und ich kann beim besten Willen nicht erkennen, warum dies die Schuld von Jens Keller sein soll.
Die Mannschaft bricht in sich zusammen, weil es an Charakter gefehlt hat, dagegen zu halten.
Und doch wird uns diese Diskussion in den nächsten Wochen noch begleiten. Vielmehr noch: Sie wird überkochen. Denn der S04 wird nach drei Spieltagen ohne Punkte in die Saison gestartet sein. Heimniederlage gegen die Bayern und eine Niederlage in Gladbach. Und was dann auf Schalke los sein wird, mag man sich jetzt noch nicht ausmalen.
Weitere Meinungen zum Spiel:
Königsblog – Schwache Schalker starten fehl
Was war sonst noch am Wochenende auf Schalke:
Der Blick über die Grenze:
Der FC Twente ist auch weit von einem grandiosen Start entfernt. Drei Spiele, drei Unentschieden. Beim Spiel in Breda gab der FCT den Sieg in letzter Minute aus der Hand. Bredas Tighadouini glicht die Führung von Castaignos in der Nachspielzeit durch einen Foulelfmeter aus. Twente verteidigte die Führung zudem seit der 55. Minute in Unterzahl.