Etwas kürzer als in den Vorjahren, ging heute die Jahreshauptversammlung vor knapp 2.800 Mitgliedern des S04 in der Emscher-Lippe-Halle über die Bühne. Die Presse durfte dieses Mal bleiben und logischerweise wurde über viele Themen gesprochen, die ich gerne kurz zusammenfassen möchte.
Finanzen:
Grundsätzlich war es ein finanziell erfolgreiches Jahr für den S04. Der Umsatz konnte auf ein Rekordergebnis von 224 Millionen Euro gesteigert werden. Die Verbindlichkeiten wurden auf 184 Millionen Euro gesenkt. In zehn Jahren möchte man schuldenfrei sein und im abbezahlten Stadion spielen.
Etwas nachdenklich und besorgt gestimmt hat mich die Info, dass bei diesem Rekordumsatz nur ein Gewinn von knapp 5 Millionen herumgekommen ist. Insbesondere vor dem Hintergrund der Rekordeinnahmen aus der Champions League.
Sportlich:
Zu diesem Thema gab es auf der eigentlichen Versammlung nicht viel Neues. Horst Heldt lobte Fans, Mannschaft und Trainer, gab die Vertragsverlängerung von Nachwuchsspieler Max Meyer bekannt und erklärte noch einmal, dass die Verkleinerung des Kaders hohe Priorität genießt. Abschließend noch die obligatorische Ermahnung des Schalker Publikums, eigene Spieler nicht auszupfeifen, festgemacht am Beispiel Chinedu Obasi. Ja, dieses Thema ist auf Schalke wohl jedes Jahr aktuell.
Abseits der Versammlung gaben Horst Heldt und Clemens Tönnies dann noch zu Protokoll, dass der S04 mit mehreren hochkarätigen Spielern im Gespräch sei, hier aber definitiv noch kein Vollzug zu melden sei.
Marketing/Vermarktung:
Alexander Jobst hatte seinen ersten Auftritt und hinterließ bei den meisten Mitgliedern wohl einen guten Eindruck. Auf der einen Seite waren seine Aussagen wichtig, weil sehr konkret auf elementare Themen bezogen. Insbesondere seine klare Aussage zum Thema Rechteerhalt bei der Marke Schalke 04 wusste zu gefallen.
Auf der anderen Seite ist Alexander Jobst eine Marketing-/Vertriebsprofi, der sehr wohl weiß, wie man einen Verein am besten vermarkten kann. Insbesondere bei der stärkeren Präsenz des S04 im Ausland schreibe ich ihm eine Menge Know-How zu.
Man kann von der ganzen Thematik „Vermarktung des Vereins“ halten was man möchte, ohne geht es aber wohl kaum. Jobst scheint mir aktuell den Spagat zwischen Fußball pur und Vermarktung gut zu meistern.
Gewöhnen muss man sich an sein Bullshit-Bingo aus dem Marketing-Mix und die inflationäre Nutzung des Wortes „Werte“.
Ehrenkabine:
Wie zu erwarten, wurden sowhl Rudi Assauer als Gerald Asamoah in die Schalker Ehrenkabine aufgenommen. Asamoah war vor Ort und genoß den Auftritt sichtlich, nicht ohne dabei auf die Verdienste von Rudi Assauer, der leider aus bekannten gesundheitlichen Problemen nicht vor Ort war, zu verweisen.
Leitbild:
Das Leitbild wurde mit großer Mehrheit, wie alle offenen Abstimmungen, angenommen und wird nun in die Schalker Satzung aufgenommen. Soweit so gut. Aber die Frage, inwieweit sich das Leitbild auf konkrete Entscheidungen und das Handeln von Personen umsetzen lässt, ist für mich noch ein Rätsel. Grundsätzlich stehen im Leitbild vornehmlich Dinge, die ich teilweise als selbstverständlich voraussetze, gleichzeitig aber mit Sicherheit mit unterschiedlichem Maß bewertet werden. Für jeden mögen Entscheidungen anders anmuten: rational vs. unverständlich. Was bedeutet soziale Verantwortung und wie wird diese vom Verein gelebt?
Aussprache/Eintrittspreise:
Und genau das Stichwort „soziale Verantwortung“ läutete das Thema Eintrittspreise bei der Aussprache an. Wir alle als Fans, Fanszene, Dauerkarteninhaber haben bei der Thematik Eintrittskarten versagt, da diese Erhöhung bereits seit einiger Zeit feststand. Nach dem ersten Aufschrei als die genauen Preise kommuniziert wurden, hat der Verein einen Schritt auf die Fans zugemacht. Ob dieser ausreicht oder nur Alibi war, lasse ich mal dahingestellt. Trotzdem war es klar, dass dieses Thema auf der JHV diskutiert werden würde. Insbesondere, weil wenige Minuten vorher das Thema „soziale Verantwortung“ im Leitbild angesprochen wurde.
Und dann kam der Auftritt von Peter Peters, der nicht wirklich souverän war. Anstatt die Kritik erneut einzustecken und bei der Entscheidung zu bleiben, gab es halbherzige Antworten, die tatsächlich im der Aussage endeten, dass man sich des Themas noch einmal annehmen würde. Wieder kein Schlusspunkt unter die Diskussion gesetzt. Viel schlimmer, die Preiserhöhung wurde erneut mit dem Wunsch/Zwang nach mehr Umsatz begründet. Einer Aussage, die sich durch die vorherige Veröffentlichung des Rekordumsatzes fast wie den Haaren herbei gezogen angehört hat.
Auf den Punkt gebracht hat es für mich AR-Kandidat Ingolf Müller, der recht sachlich feststellte, dass der S04 kein Einnahmen, sondern ein Ausgaben-Problem hat.
Wahl zum Aufsichtsrat:
Nicht nur durch den oben stehenden Satz hat Kandidat Ingolf Müller Punkte gesammelt, auch seine weiteren Ausführungen waren überzeugend und ich komme mit seinem Wahl in den AR klar. Die Wiederwahl von Uwe Kemmer geht für mich ebenso in Ordnung, wie die Abwahl von Peter Lange. Lediglich die Nicht-Nominierung für Holger Brauner tat mir leid. Aber es gab halt nur zwei Plätze.
Insgesamt war es eine recht ruhige Jahreshauptversammlung, die nur beim Thema Kartenpreise kurzzeitig emotional wurde.
Horst Heldt und Alexander Jobst haben beide einen guten Eindruck hinterlassen, und auch wenn es mir schwerfällt, dies trifft auch auf Clemens Tönnies zu. Besonders mit seinem unmissverständlichen Bekenntnis zum e.V. hat er bei mir einen Stein im Brett. Peter Peters reagierte bei der Thematik Kartenpreise unglücklich. Er wird auch im kommenden Jahren einen schwierigen Job haben, wenn es darum geht, den Mitgliedern zu erläutern, dass es dann kein Rekordumsatz geben wird und die Kosten nicht in einem ausreichenden Maße gesenkt wurden. Danach sieht es nämlich aktuell aus.
Ansonsten war es, wie eigentlich erwartet, das königsblaue Gruppenkuscheln.
Der von mir eingereichte Antrag wurde auf der Jahreshauptversammlung (JHV) des FC Schalke 04, am 03.06.2012 schlicht und ergreifend unter den Tisch fallen gelassen. Dazu hier mein Kommentar:
Das dieser Vorgang niemanden zu denken gibt, zeigt was bei uns Verein wirklich los ist!
Jeder aufrechte Demokrat kann einen solchen Vorgang eigentlich nicht gutheißen, egal ob es dabei um Anträge geht die einem mißfallen oder um Anträge die man unterstützen würde, hier geht es schlicht und ergreifend um demokratische Grundsätze.
Ignoriert man die demokratischen Rechtsprinzipien, so öffnet man Türen für Extremisten gleich welcher Coleur. Eine demokratische Hülle, die nur äußerlich den kritischen Blicken standhält kann leicht von gefährlichen gesellschaftlichen Gruppen mißbraucht weren.
Wahlen sind dazu da demokratische Entscheidungen herbeizuführen, dabei gibt es immer Gewinner und Verlierer. Allerdings müssen auch die Gewinner immer ein Interesse daran haben, eben die Rechtmäßigkeit dieser Entscheidung zu gewährleisten.
Nicht umsonst sind, insbesondere im politischen Alltag, deshalb auch Meinungskoalitionen und Kompromisse an der Tagesordnung. Sind aber diese Grundsätze in Frage gestellt, zeigt sich sehr schnell, die Gleichgültigkeit gegenüber der Meinungsoposition.
Genau dann ergeben sich Möglichkeiten unbeliebte Positionen zu ignorieren, denn die Gefährdung der eigenen Macht ist eben nicht mehr gegeben.
Der basisdemokratische Aufschrei findet nicht statt. Die Frage der Legitimation entfällt.
Am Ende braucht es keine Entscheidungsfindung durch Wahlen, sondern es reicht den Machhabern Opposition schlicht und ergreifend zu verhindern. Die Wahl der Mittel spielt dabei keine Rolle.
Ein Bild, das mir dazu einfällt, sind die Kommentare aus der Tagesschau der 70er Jahre, wenn man die Wahlergebnisse z.B. der DDR verkündete.
Für uns Westdeutsche war es immer ein klares Indiz für fehlende Demokratie, wenn der Kommentator von Ergebnissen wie 98% berichtete.
Leider erinnern mich gerade die hier mehrheitlich vertretenen “Gewinner” an genau diese Bilder. Schade, denn es geht wie gesagt um ein Demokratieverständnis das, wie sich hier deutlich zeigt, dieses Wort nicht mehr verdient.
Hähme und unsachliche Diskussionsformen kennzeichnen keine wirklichen Sieger!
Vielleicht hilft in diesem Fall eine weitere Nachfrage beim Verein, was dazu geführt hat, dass der Antrag abgelehnt wurde.
Wie ich es Deinem Blogeintrag entnehme, ist dies nämlich im Vorfeld der JHV geschehen.
Allerdings würde ich an Deiner Stelle auf politische Vergleiche wie in Deinem Blogpost verzichten.